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Erinnerungen an die
Flucht aus Bischofsburg

Von Maria Bikowski,
die am 03.07.1931 in Bischofsburg geboren wurde und bis 1945 in der Klefeldtstraße 45 gewohnt hat. Vater Paul Bikowski, Mutter Anna Bikowski, die am 24.07.1936 im Bischofsburger Krankenhaus verstarb. Zweite Ehefrau des Paul Bikowski wurde Lene Ebert aus Ridbach. Paul Bikowski ist durch Kriegseinwirkungen am 14.04.1945 in Marbach am Nekkar gestorben.

Hier nun einige Erinnerungen der Flucht:

Es war Sonntag der 23.01.1945. Der Direktor Guski von der Genossenschaft kam gegen Abend, um uns mitzuteilen, daß wir flüchten müssen oder können. Es würden Bauern mit Fuhrwerken kommen und uns nach Schippenbeil bringen. Gegen 24 Uhr war es dann soweit. Es wurden Matratzen, Oberbetten sowie einige andere Sachen aufgeladen, sogar das gerade eingepökelte Schwein wurde mitgenommen. So brachte uns Bauer Kowalski, er kam aus Kabinen, nach Schippenbeil in die Schule. Dort wurde das ganze Hab und Gut in einer großen Räumlichkeit eingelagert. Noch versprach man uns, auf die Sachen aufzupassen. Aber nach acht Tagen hieß es, die Russen kommen.

Nur mit ein wenig Handgepäck ging es zu Fuß nach Bartenstein. Es gilt anzumerken, daß es Winter war und bitterkalt. So marschierten wir weiter nach Bischofstein, Mehlsack in Richtung Braunsberg, dann übers Frische Haff nach Kahlberg, dann weiter nach Stutthofen. In dieser Zeit lag uns der Russe buchstäblich im Nacken. Aber irgendwie hatten wir immer Glück. Allein dieser Teil der Flucht war mit soviel Strapazen verbunden, daß die Erzählung hier den Rahmen sprengen würde. Bei Stutthofen kam die erste Erleichterung. Ein Militärbus übernahm uns und brachte uns über Danzig nach Gotenhafen. Auf dem Bahnhof kam ein Lazarettzug an. Ein Teil der Flüchtlinge konnte zusteigen. Es war der letzte Zug ins Reich nach Berlin. Über die sich abspielenden Szenen sollte man nichts sagen, nur: Es war fürchterlich!

Kurz vor Berlin auf freier Strecke hat man uns unserem Schicksal überlassen. Da wir Verwandte in Berlin hatten, gab es für uns ein Unterkommen. Von dort aus konnten wir mit unserem Vater Paul Bikowski Verbindung aufnehmen. Er war dienstverpflichtet bei den Knorr-Werken in Heilbronn. Nach vier Wochen wurden wir in Berlin ausgebombt. Also weiter nach Süddeutschland, nach Königshofen-Rothausen. Unterkunft fürs erste auf einem Bauernhof. Dann machten wir uns zu Fuß auf zum Vater nach Heilbronn. Dort angekommen, wollten wir unseren Vater überraschen. Aber seine Vermieterin konnte uns nur die traurige Mitteilung machen, daß mein Vater nach einem Beschuß einer schweren Bauchverletzung erlegen ist.

Die nächsten Verwandten waren in NRW, genauer in Herten/Westf. Also ging die Reise weiter. Dort leben heute noch mein Bruder Bruno Bikowski und ich, Maria Bikowski (verh. Krizsovenczky).

Das war unsere Flucht in groben Zügen. Über die ganzen Leiden und Strapazen könnte man ein Buch schreiben. Aber es tut gut, an dieser Stelle einem ebenfalls betroffenen Bischofsburger zu berichten.

Maria Krizsovenczky, geb. Bikowski

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