Am 25. Juni 2005 wurde in Bischofsburgs ehemaliger Schützenhalle (heute Kulturhaus) eine Fotoausstellung zum Thema "Bischofsburg früher und heute" eröffnet.
Die Initiative dazu ging von unserem Bischofsburger Heimatfreund Bernhard Zuralski aus, der im Institut für Kunst der Polnischen Akademie in Warschau eine Fotosammlung entdeckt hatte, die aus dem ehemaligen Archiv des Provinzialdenkmalpflegers für Kunstwerke in Königsberg stammt und eine große Anzahl von Motiven aus ostpreußischen Städten und Ortschaften aus der Zeit um 1900 enthält, darunter acht aus Bischofsburg.
Das brachte ihn auf die Idee, die Fotos aus alter Zeit mit aktuellen Aufnahmen aus vergleichbarer Perspektive zu ergänzen und sie in angemessener Form als Fotoausstellung in Biskupiec und möglicherweise auch in Deutschland zu präsentieren. Da mir acht Motive für eine derartige Ausstellung unzureichend erschienen, schlug ich vor, sie mit Stadtansichten und Bildern aus dem gesellschaftlichen Leben der Stadt Bischofsburg vor 1945 zu ergänzen, stellte dafür mein Archiv zur Verfügung und erklärte mich bereit, die erforderlichen Motivbeschreibungen zu erstellen.
Nachdem Bernhard Zuralski den Fotografen Grzegorz Brzuskiewicz von "Elfoto" in Biskupiec, Damian Wolejszo (Betreiber der Internetseite www.biskupiec.com.pl) und vor allem den Bürgermeister Marek Domian von seiner Idee begeistern konnte, wurde dem Direktor des Kulturhauses, Herrn Zbigniew Szczypinski, die Aufgabe übertragen, alle technischen Voraussetzungen für das Vorhaben zu schaffen. Grünes Licht für die Realisierung gab es aber erst, als auch Herr Ernst Grunwald in seiner Eigenschaft als Kreisvertreter der Kreisgemeinschaft Rößel e.V. seine ideelle und finanzielle Unterstützung des Projektes zusagte. Mit ihm wurde auch vereinbart, dass in der Ausstellung zusätzlich Archivfotos weiterer Ortschaften des ehemaligen Kreises Rößel gezeigt werden sollten. Die Ausstellung wurde nun als Teil der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 15. Jahrestag der Gründung de "Sozial-Kulturellen Gesellschaft in Ermland und Masuren" mit Sitz in Bischofsburg auf den 25.06.2005 terminiert.
Ich traf mich mit Bernhard Zuralski bereits am 20. Juni in Biskupiec, um letzte Koordinierungsgespräche mit dem Veranstalter zu führen und uns über den Stand der Vorbereitungen zu informieren. Wir waren hellauf begeistert von der Qualität der vorliegenden Fotos. Es ist wirklich bewundernswert, was Grzegorz Brzuskiewicz, der unentgeltlich arbeitete und von dem auch die aktuellen Aufnahmen stammen, aus den alten Vorlagen herausgeholt hat. Allerdings hatte er weit mehr Motive als ursprünglich vorgesehen aus meinem Archiv übernommen, und so hatten wir mit weiteren Helfern die nächsten Tage alle Hände voll zu tun, die zusätzlichen Motivbeschreibungen (polnisch/deutsch) zu erstellen, die Fotos in Bildtafeln zu rahmen und die Tafeln in einem Raum des Kulturhauses betrachtergerecht zu installieren.
Am Nachmittag des 25.06.2005 konnte die stellvertretende Bürgermeisterin und der Direktor des Kulturhauses der Stadt Biskupiec sowie Herr Grunwald für die Kreisgemeinschaft Rössel e.V.
unter reger Anteilnahme der örtlichen Bevölkerung und einer Reisegruppe ehemaliger Bewohner des Kreises Rößel die Ausstellung eröffnen. Sie zeigt verteilt auf 23 Bildtafeln in der Größe 70 X 100 cm insgesamt 95 Motive aus dem alten Bischofsburg und Umgebung (Neudims, Rothfließ, Sauerbaum), davon 8 aus dem Warschauer Archiv, sowie weitere 48 aus dem heutigen Biskupiec.
Hinzu kommen noch 60 Warschauer Archivbilder von Orten des alten Kreises Rößel (Bischofstein, Glockstein, Lautern, Schellen, Groß Köllen, Kabienen, Santoppen, Rößel, Robaben, Legienen, Seeburg und Freudenberg).
Das Bildformat der meisten Bilder beträgt 20 X 30 cm, einige sind kleiner (15 X 21).
Die Ausstellung blieb bis zum 20 August im Kulturhaus Biskupiec, wurde dann nach Deutschland geschafft und anlässlich des diesjährigen Treffens der Bischofsburger Heimatfreunde vom 25. bis 29. August in Nieheim und danach beim Hauptkreistreffen der Kreisgemeinschaft Rößel e.V. (24. und 25. September) in Neuss gezeigt. Sie wird nun wieder zurück nach Biskupiec geschickt.
Die Besucherreaktionen auf diese Fotoausstellung waren an allen Ausstellungsorten außerordentlich positiv. Dazu schreibt beispielsweise das "Mitteilungsblatt der deutschen Minderheit im Bezirk Ermland und Masuren" vom Juni/Juli 2005: "Viele Gäste der Eröffnung meinten, dass die Stadt früher schöner war. Und zwar wegen der vielen architektonisch interessanten Gebäude, die es heute nicht mehr gibt." Aber auch die vielen Bestellungen von Fotoabzügen lassen das rege Interesse an der Ausstellung erkennen.
Das gemeinsam von alten und neuen Bewohnern der Stadt getragene Projekt ist sicherlich nicht zuletzt deshalb zustande gekommen, weil in den vergangenen Jahrzehnten die privaten und offiziellen Verbindungen zwischen ihnen gepflegt wurden, das Verständnis füreinander gewachsen ist und Tabus abgebaut wurden. Sinn und Zweck der Ausstellung ist es, die Erinnerung an unsere Vaterstadt wach zu halten, den neuen Bewohnern "zeigt und vermittelt (sie) den Teil der Vergangenheit der kleinen Heimat, ohne deren Kenntnisse und Annahme es den gegenwärtigen Einwohnern schwer fällt, sich selbst zu definieren und zu leben." (Andrzej Rzempoluch).
Der Erfolg der Ausstellung bestärkt die Initiatoren und Veranstalter in ihrer Absicht, für die anderen Städte des Kreises Rössel vergleichbare Projekte in Angriff zu nehmen. Natürlich muß dann der jeweilige Ausstellungsort Themenmittelpunkt sein. Dafür werden aber Fotos und Ansichtskarten aller Ortschaften des ehemaligen Kreises Rößel aus der Vorkriegszeit benötigt. Wer das Vorhaben unterstützen will und zur Realisierung beitragen möchte, wird gebeten, sich mit mir in Verbindung zu setzen bzw. mir geeignetes Bildmaterial zuzuschicken. Ich würde es lediglich in meinen Computer kopieren und es danach postwendend zurücksenden, es sei denn, es wird ausdrücklich darauf verzichtet.
Hier meine Anschrift:
Heinrich Ehlert, Alter Soestweg 65, 59821 Arnsberg
Tel. (0 29 31) 60 71