Bischofsburg im Jahre 1838
Von Godehard Pollakowski
Bischofsburg (heute Biskupiec) ist die jüngste unter den 12 Städten des Ermlandes. In der Gründungsurkunde der Stadt, die vom 17. Oktober 1395 datiert ist, wird zwar schon der Pfarrer erwähnt, die ältesten Nachrichten über das Kirchengebäude aber stammen erst aus dem Jahre 1505, aus einer Zeit also, da die Pest im Ermland wieder einmal sehr stark wütete1).
Bis 1945 überragte weithin sichtbar die Kuppel auf dem starken viereckigen Turm der katholischen Kirche das Stadtbild - ein Anblick, den alle Heimatvertriebenen aus Bischofsburg immer im Herzen bewahren werden. Die Turmkuppel, die ihre eigenartige Form - eine sogenannte "welsche Haube" - im Jahre 1786 erhielt, nachdem der große Stadtbrand Anno 1766 auch die Kirche vernichtet hatte, war seither das unverkennbare Wahrzeichen von Bischofsburg. Diese Kuppel besteht nicht mehr: Sie wurde in den Tagen des deutschen Frontzusammenbruches 1945 durch Granattreffer aus den Kanonen russischer Panzer zerstört, zugleich mit dem Dach des Kirchenschiffes; Turm und Kirchenschiff blieben sonst unversehrt.
Der Einnahme von Bischofsburg durch das russische Heer im Januar 1945 war ein Gefecht zwischen feindlichen und einigen deutschen Panzern, die sich in die Stadt zurückgezogen hatten, vorausgegangen. Die in der Stadt angerichteten Kriegszerstörungen sind wohl im wesentlichen auf dies Panzergefecht zurückzuführen. Heute (1956) trägt der Kirchturm behelfsmäßig ein gewöhnliches niedriges Ziegelpfannendach, auf dem ein schlichtes Kreuz steht. Das auf einfachste Art wiederhergestellte Kirchenschiffdach ist etwas flacher als das frühere; ihm fehlen Dachreiter und die je sechs kleinen Querdächer zu beiden Seiten des Hauptdaches. So macht die Kirche heute mit dem dicken Turm in ihrer massiven Einfachheit eher den Eindruck eines düsteren Kastells als eines Gotteshauses, wie das beigefügte Foto (eigene Aufnahme, September 1956) erweist, auf dem die Bischofsburger ihre Kirche wohl kaum wiedererkennen dürften.
Die bis 1945 das Wahrzeichen Bischofsburgs bildende Kirchturmkuppel (vgl. die beigefügte Federzeichnung des Verfassers) endigte mit ihrer Spitze in einer Kugel, auf der ein kunstvoll geschmiedetes Kreuz stand, welches den Wetterhahn trug. Nach der Kapitulation fanden Bischofsburger unter dem Trümmerschutt vor der Kirche das verbogene Turmkreuz samt der Kugel und konnten aus der Kugelhöhlung ein unversehrt gebliebenes, auf vier Seiten engbeschriebenes Pergament bergen, welches anläßlich einer Kuppelreparatur im Jahre 1838 dort hineingelegt worden war. Der Wortlaut dieses Dokumentes, das hier zum erstenmal veröffentlicht wird, gewährt einen guten Einblick in die damaligen Lebensverhältnisse. Der Text, dessen Anfang und Ende als Faksimile beigegeben sind, lautet:
"Die hiesige katholische Kirche ist 127 Fuß lang, 52 Fuß breit und enthält im Innern 7 Altäre. Auf dem Thurm ist eine städtsche Uhr seit 1804 aufgestellt. Die Kuppel auf diesem Kirchthurm ist nach dem Brande im Jahre 1766 erst 1786 erbaut und mit eichnen Schindeln beschlagen worden. Die unverantwortliche Nichtinstandhaltung während länger als 27 Jahren hatte zur Folge, daß die Schindeln, die Bretterverschaalung und durch das Eindringen des Regens auch die erste Balkenlage verfaulten, daher jetzt 6 neue Balken und größerer Haltung wegen 2 Träger eingezogen, die Kuppel neu verschaalt und mit doppelt Kreuzblech bedeckt worden. Im Jahre 1836 schlug der Blitz in den Thurm, beschädigte einen Ständer, das Feuer wurde aber gelöscht.
Weil durch den Orkan am 17. Januar 1818 das Kreuz abgebrochen wurde, so ist jetzt die Helmstange heruntergenommen, ein neues Kreuz von Eisen gefertigt, mit Kupfer belegt und das Kreuz, die Fahne und Kugel von neuem kalt vergoldet. - In der herabgenommenen Kugel befanden sich keine Nachrichten. - Aus der Kirchen-Kasse sind zu dieser Reparatur, zur Belegung des Kirchen-Gewölbes mit Diehlen und Renovirung der Mauer um die Kirche 1000 Reichsthaler vom Domkapitel in Frauenburg bewilligt, und das Fehlende soll die Gemeinde aufbringen.
Das Kirchen-Vermögen beträgt gegenwärtig 4500 Reichsthaler und die Beneficien oder Stiftungen betragen 5500 Reichsthaler 25 Silbergroschen; das Hospital besitzt 1503 Reichsthaler 21 Silbergroschen.
Der zeitherige Probst oder Pfarrer Rarkowski ist seit 4 Monaten von der Pfarre in Tiefenau bei Marienwerder hieher versetzt und sind außer ihm 2 Kapläne bei der Kirche angestellt. Bei der katholischen Schule sind 3 Lehrer angestellt, und zwei beziehen an Gehalt jeder 150 Reichsthaler, der frühere dritte gegenwärtig noch ein größeres Gehalt. Man fühlt das Bedürfnis eines vierten Lehrers und eines vierten Schulzimmers, da die Zahl der schulfähigen Kinder von 5 bis inclusive 14 Jahren in der Stadt 302 ist. Auf dem platten Lande sind im hiesigen Kirchspiel 8 Lehrer angestellt. - Zum hiesigen katholischen Kirchspiel gehören folgende Ortschaften:
1) die Stadt Bischofsburg, 2) die adlichen Güter Nassen, Katreinen, Raschong, Schönbruch, Groß Parlees und der Hof im adlichen Gute Bansen; 3) die Dörfer Bukowogora, Bredinken, Labuch, Lipowo, Neidims, Paudling, Rittbach, Rocklak, Stanislewo, Stryewo, Wengoyen, Wolka, Zabrodzyn; 4) das Vorwerk Kramarka, die königlichen Forst-Etablissements Sadlowo, Lipowo, Dembowo, Lustig, Zasdrosc, Za-wadda und 5) die Mühle in Mertensdorf. Die Gesammt-Einwohnerzahl ist 5832 Personen. In der hiesigen Feldmark sind zwei Seen, Krax und Paudling genannt, bei der Stadt ist ein Teich, welcher den Dimmerfluß aufnimmt und die Mühle bespeiset. - Die Stadt enthält 274 Wohnhäuser, darunter sind 68 ganz massive, aber nur 31 zwei Stock hoch; die andern sind halbmassiv und in Holz gebaut. Die Waldungen sind um die Stadt beträchtlich und der städtsche Wald ist von der Stadt nach Roeßel zu ¼ Meile, nach Bredinken zu 1/6 Meile, nach Ortelsburg zu 1/6 Meile, nur entfernt. Als Brennmaterial gebraucht man nur Holz; Steinkohlen, Torf und anderes Material wird nicht benutzt. Die Einwohner bekennen sich 1835 zur katholischen, 362 zur evangelischen, 84 zur jüdischen Religion. Summa 2281. - Außer der katholischen Kirche befindet sich hier seit 1791 für die evangelische Einsassen ein Bethaus und wird projectirt, eine evangelische Kirche zu bauen, wozu schon für königliche Rechnung der Platz angekauft ist. So wie in anderen Gegenden Ermlands, sind auch hier seit 1817 die auf dem Lande wohnenden evangelischen Leute nach Bischofsburg zur evangelischen Kirche eingepfarrt worden.
Vom 5..Dezember 1831 bis 24. Januar 1832 starben an der asiatischen Cholera, welche in ganz Preußen und allen europäischen Ländern herrschte und epidemisch war, 82 Personen. Die Furcht war sehr groß, da plötzliche Todesfälle oft stattfanden. Dreistigkeit und geregelte Lebensart waren gleichsam ein Praeservatio.
Im Jahre 1834 ist von hier über Rothfließ, Beßau nach Bischofstein die Chaussee angelegt, und jetzt fährt man schon auf Chaussee bis Koenigsberg. Chaussee-Häuser bis nach Bartenstein sind noch nicht erbaut, und wird noch kein Chaussee-Geld erhoben. - Die Stadt ist von der Rößelschen Vorstadt bis Ende der Vorstadt nach Ortelsburg zu 620 Schritt lang, und breit ist sie bis 405 Schritt. Der Länge nach sind sechs Straßen.
Die vorgesetzte Behörde der Bürgerschaft ist der Magistrat, welcher aus einem Bürger-Meister und Stadtkämmerer und 4 unbesoldeten Rathmännern besteht. Der Bürgermeister bezieht 300 Reichsthaler und Kämmerer 190 Reichsthaler an Gehalt und sämtliche Magistrats-Mitglieder werden immer nur auf 6 Jahre von den Repraesentanten der Bürgerschaft, welche Stadtverordnete heißen, und diese auf 3 Jahre von der Bürgerschaft gewählt werden, gewählt und bestallt. -Das Gericht, welches die Prozesse entscheidet, die Vormundschaften leitet, die Criminalfälle untersucht, und die Hypothequen-Bücher führt, heißt königliches Land- und Stadt-Gericht und besteht aus einem Richter und einem Actuarius oder Protokollführer.
Die gewöhnlichen hier üblichen Münzsorten sind:
Verhältnis der Münzsorten:
Papiergeld sind die Kassenanweisungen zu 500, 100, 50, 5 und 1 Thaler.
Flächenmaße:
Der preußische Morgen enthält 180 preußische Quadrat-Ruthen;
1 Hufe culmisch zu 30 Morgen. Wir unterscheiden vom preuß. Morgen den kulmischen zu 332 Quadrat-Ruth.
Dieses Jahr ist unter den armen Leuten große Noth, weil voriges Jahr der Roggen mißrathen ist, und die Kartoffeln, die vorzüglichste Nahrung der armen Leute, ganz mißgerathen sind, darum trat hier ein Privat-Verein zusammen und hat den armen Leuten Saatkartoffeln gegeben, vorzüglich in der Absicht, der Noth dieser Leute für dieses Jahr vorzubeugen.
Die Getreide-Preise stiegen in diesem Jahre: für l Scheffel Roggen von l Thaler bis 2 Thlr. 5 Silbergroschen; der Weizen hatte gleichen Preis mit dem Roggen; Erbsen stiegen von l Thlr. 10 Silbergr. bis 2 Thaler; Gerste bis l Thlr. 20 Silbergr.; Hafer bis 24 Silbergr.; Kartoffeln von 10 bis 24 Silbergr. Ein Quart oder Stof Bier preiset l Silbergr. 4 Pfennige, und l Stof Brandwein 4 Silbergr. Der gewöhnliche Preis eines Ochsen ist 10 bis 15 Thaler; einer Kuh 5 bis 10 Thaler; eines ordinairen guten, kleinen Arbeitpferdes 15 bis 18 Thaler. Zu bemerken bleibt, daß im Jahre 1837 und 1838 beim Wettrennen zu Koenigsberg ein so genanntes Vollblut-Pferd, das heißt: arabischer und englischer Race mit 1000 Rthlr. gekauft wurde. Der Preis eines ordinairen Schaafes ist l Thaler bis 2 Thaler. Seit wenigen Jahren betreiben die Gutsbesitzer die Schaafzucht so, daß diese die vorzüglichste Einnahme ihnen jetzt geben. Die Schaafe sind eine durch spanische Schaafe veredelte Race mit sehr feiner Wolle. Der Centner derselben, das heißt 110 Pfund, wird mit 60 bis 90 Thaler und nach der Feinheit noch theurer bezahlt. Ein solches feine Schaaf wird jetzt, ungeachtet diese Schaafe sich in kurzer Zeit sehr vermehrt und daher im Preise fallen mußten, doch gewöhnlich mit 3 Thaler bezahlt. - Bis jetzt wirtschaftete man in 3 Feldern, ein Brachfeld, ein Winterfeld, ein Sommerfeld; jetzt fängt man aber davon abzukommen und wirthschaftet in mehreren Feldern, in 4, 8 bis 9 Feldern, erzeugt Futterkräuter und sucht einen größeren Körner-Ertrag zu erzielen. Auch hier schreitet die Kultur vor, demzufolge ist im Jahre 1826 der größere Theil der Ackerwirthe aus der Gemeinschaft getreten, und bewirthschaftet das jedem separat überwiesene Land nach Belieben, der andere Theil der Ackerwirthe, welche die Gemeinschaft noch fortsetzen, wünschen schon auch, separirt zu werden.
Seit 1820 sind die Abgaben auf eine eigene Art geregelt worden. Früher zahlte jeder für dasjenige, was er brauchte und brauchen wollte, eine Abgabe, und stand unter der Controlle des Königlichen Officianten; jetzt ist eine Abgabe; unter dem Namen Klassensteuer, jedem Hausstand und einzelner Person bis zum Gesinde nach verschiedenen Sätzen auferlegt, und jedem steht nun frei, ohne weitere Meldung zu eigenem Bedarf zu schlachten und zu mahlen. Allein Geistliche und Schullehrer sind von der Klassensteuer befreiet. - Gleichzeitig ist eine Gewerbefreiheit eingetreten, und jeder kann, außer dem Apotheker, welcher geprüft und concessionirt sein muß, nach Belieben ein Gewerbe treiben. Diese Freiheit, unbeschränkt zu thun, was man will und unter keiner Kontrolle der Officianten zu stehen, muß aber theuer bezahlt werden. So muß die hiesige Stadt an Klassensteuer (bald mehr, bald weniger) 1520 Thaler; an Gewerbesteuer (bald mehr oder weniger) 540 Thaler, jährlich aufbringen. Außer diesen directen Abgaben zahlen wir noch zur Königlichen Kasse unter dem Namen Servis jährlich 720 Thaler. Wer dagegen Bier brauen und Brandwein brennen will, muß besonders an die Königliche Kasse für l Centner Braumalz 20 Silbergroschen und für 20 Quart Brandweinmeische l Silbergr. 6 Pfennige zahlen. - In neuerer Zeit haben wir durch Krieg, Viehseuchen und Brand viel gelitten. Im unglücklichen Kriege Anno 1807, wo uns der Feind auf alle mögliche Art drückte, theils durch Geldaufbringung, Lieferungen und Verpflegung, verloren wir durch die Viehseuche 258 groß Rothvieh und 44 Kälber, und um .wieder unter Vieh zu kommen, mußte man 50 Thaler für einen Ochsen und 30 Thaler für eine Kuh gleich nach dem Kriege zahlen. Noch waren die Kriegswunden nicht geheilt, als schon wieder im Jahre 1812 das französische Militair nach Rußland durchmarschirte, es sollte jetzt unser Freund sein, benahm sich aber nicht als solcher; und wir fühlten die eben so hart als im Jahre 1807.
Im Jahre 1823 brandten in ¾ Stunden 152 Scheunengebäude, 43 Schoppen, 15 Speicher; im Jahre 1824 27 Wohngebäude, 12 Stallungen, l Brandhaus; im Jahre 1825 3 Wohngebäude und endlich im Jahre 1829 l Gebäude ab. - Auch Hungersnot haben wir erlebt, und zwar in Folge des Krieges im Jahr 1807, und beim Mißwachs der Kartoffeln 1834, wo trockene Eicheln und etwas Mehl zu Brod gebacken und verzehrt wurden, und daher durch 4 Monate 90 arme Kinder die begüterten Einsaaßen speiseten, weil das Elend zu groß war. -
Die Witterung ist in hiesiger Gegend nicht milde. In seltenen Jahren können wir vor dem 15. April an die Ackerbestellung denken. Gegen frühere Jahre scheint im Sommer jetzt kälter zu sein und der Winter stellt sich oft zu Ende October ein.
Gott gebe, daß dieser Thurm vor jedem Unglück bewahret werde, daß die Vorsteher um seine Instandhaltung stets sorgen und somit unsere Nachkommen bis in die späteste Zeit sich des schönen Anblicks erfreuen mögen. Gott schütze auch unsere Stadt vor Krieg, Brand und Hungersnoth, welche wir so hart erlitten haben. Der christkatholische Glaube belebe die Herzen unserer Nachkommen und erhalte sie in brüderlicher Eintracht.
So weit der wortgetreu wiedergegebene Inhalt der alten Urkunde von 1838 aus der Turmspitze der Bischofsburger Kirche, deren Verfasser in einer ganz besonderen Zeitenwende lebten. 66 Jahre zuvor war das - bis 1772 als Fürstbistum selbständige - Ermland unter Friedrich d. Gr. zu einem Bestandteil Preußens geworden. 30 Jahre später - nämlich 1868 - werden die städtischen Körperschaften in einer Bittschrift von der königlich-preußischen Regierung fordern, daß man Bischofsburg beim Bau der geplanten Eisenbahnlinien berückichtigen möge (der Bahnhof in Bischofsburg wurde allerdings 1898 dem Verkehr übergeben.
Die Unterzeichner des Dokumentes hatten, wie wir darin lesen, die Auswirkungen der Napoleonischen Kriege am eigenen Leibe schlimm zu spüren bekommen. Sie erlebten ferner die damals gerade vor sich gehende Abkehr von der zuvor allgemein üblichen, althergebrachten landwirtschaftlichen Betriebsform, der gemeinschaftlich geführten sogenannten Dreifelderwirtschaft, welche durch die zwischen 1820 und 1845 durchgeführten Separationen (Gemeinheitsteilungen) abgelöst wurde, den Ackerbau damit von einer lästigen Fessel, nämlich vom Flurzwang, befreite und ihm zu einer intensiveren Bodenkultur verhalf. So berichtet unser Chronist, daß jene Bischofsburger Ackerbürger, die 1838 noch nicht davon erfaßt waren, in richtiger Erkenntnis der Vorteile einer solchen Umstellung danach trachteten, bald "separirt" zu werden.
Wenn wir auch in vielem anderer Meinung bzw. Auffassung sein mögen als die Menschen vor mehr als 100 Jahren: Steuern wurden -wie unser Chronist leise andeutet - auch damals schon als lästig und viel zu hoch empfunden. Daß unser Chronist so mild und unbefangen von der Widerwärtigkeit der Steuerlast sprechen konnte, erklärt sich daraus, daß er als Lehrer ja selbst nicht davon betroffen wurde; seinerzeit waren nämlich, was unser Chronist ja auch schreibt, die Lehrer von den Steuerabgaben befreit.
Sehr anschaulich schildert unser Chronist die - damals noch neuartige - Städteselbstverwaltung (Bürgermeister - Magistrat -Stadtverordnete), die im Zuge der Stein-Hardenbergschen Reformen 1808 in Preußen eingeführt worden war. In Bischofsburg wurden die auf Grund der neuen Städteordnung erstmals gewählten städtischen Körperschaften am 21.4.1809 auf ihre Ämter verpflichtet. Der erste Bürgermeister der neuen Ordnung hieß Anton Isidor Wunder, der auch unsere Urkunde mit unterzeichnet hat.
Es waren schlimme Zeiten, in denen Bürgermeister Wunder die Geschicke der Stadt leitete (1809-1812 und 1813-1831). Von ihm schreibt Teichert in seiner "Geschichte der Stadt Bischofsburg", S. 231: "Seiner Tatkraft und rastlosen Tätigkeit - fast alle Magistratsakten sind von seiner Hand angelegt und geführt worden - ist es zu verdanken, daß die Stadtgemeinde so vieler Schwierigkeiten Herr wurde. In unverdrossener Arbeit führte er die städtischen Körperschaften dazu, die kommunale Selbstverwaltung in die Hand zu nehmen, eine ebenso dankbare wie schwierige Aufgabe, wenn wir hören, daß die gewählten Kassenprüfer nicht des Lesens und Schreibens kundig waren. Die von ihm im Jahre 1824 angefertigte Chronik der Stadt war nach dem Urteil des damaligen Landrats eine umfangreiche, ausgezeichnete Arbeit."
Die durch die Stein-Hardenbergschen Reformen seinerzeit neugeschaffene Gewerbefreiheit wird vom Chronisten ebenfalls als neuartig erwähnt.
Weiter berichtet uns das Schriftstück von dem Wüten der asiatischen Cholera in Bischofsburg 1831/32. Es handelt sich um jene historische Choleraepidemie, die in den Jahren 1826-37 von Indien aus nach Asien, Afrika und Europa zog. Die Wiege der asiatischen Cholera liegt seit den ältesten Zeiten in Indien, in den Niederungen des Ganges; hier ist die Cholera heimisch, und von hier aus hat sie sich zeitweise epidemisch über die Welt hin ausgebreitet. Der von der Seuche ergriffene Mensch bietet schon wenige Stunden nach Krankheitsbeginn ein Bild des Grauens; Ansteckung, Ausbruch der Krankheit und Tod kann unter Umständen schon an einem einzigen Tage erfolgen. Oft seien verseuchte Personen ganz jäh am Tisch, beim Essen, bei der Arbeit vom düsteren Tod überrascht worden. Aus anderen Quellen wissen wir, daß in Bischofsburg zwischen dem 5. 12. 1831 und dem 21. 1. 1832 von den 2077 Einwohnern 200 erkrankten und 82 von ihnen starben; d. h., daß innerhalb von 50 Tagen rd. 10°/o der Einwohner die Cholera bekamen und nahezu ein Drittel der Erkrankten innerhalb von 50 Tagen an ihr zugrunde ging.
Über die Cholera, die im Laufe der früheren Jahrhunderte immer wieder an die Tore unserer Stadt gepocht hatte, lesen wir in der "Geschichte der Stadt Bischofsburg" von Teichert (S. 237): "Bei Durchsicht der Sterberegister kann man feststellen, daß die Cholera jedesmal in der Stadt beginnt und erst einige Zeit später auf das Land übergeht, ferner, daß sie in der Stadt verhältnismäßig viel mehr Opfer fordert als auf dem Lande. Das enge Zusammenwohnen in der Stadt, die mangelhafte Straßenreinigung und das verunreinigte Trinkwasser sind die Hauptursachen für die größere Verbreitung der Seuche."
Unser Chronist sagt zur Cholera: "Dreistigkeit und geregelte Lebensart waren gleichsam ein Praeservatio", d. h. ein Schutz dagegen, wobei "Dreistigkeit" wohl bedeutet, daß man der Seuchengefahr mit unerschrockenem Gleichmut begegnen solle. Diese Bemerkung unseres Chronisten enthält - nach medizinischen Gesichtspunkten - nichts Unrichtiges und ist, weil einer kopflosen Furcht tröstlich entgegenwirkend, sogar - psychologisch gesehen - gut zu nennen. Tatsächlich hat man damals weder wirksame Schutzmaßnahmen vor Ansteckung noch erfolgver-sprechende Heilmittel bei Erkrankung gekannt; es gab damals überhaupt nichts, was der epidemischen Ausbreitung und dem Wüten der Seuche hätte irgendwie Einhalt gebieten können. Wie einer schicksalhaften Naturkatastrophe waren die Menschen jener Zeit der Seuche machtlos ausgeliefert. Heute ist die asiatische Cholera in Europa seit langem unbekannt und so gut wie ausgemerzt.
"Die Religion beeinflußte in der alten Zeit das bürgerliche Leben mehr als jetzt; bei bösen Heimsuchungen äußerte sich das besonders. Um dergleichen Notstände abzukürzen und für die Zukunft abzuwenden, wurden Wallfahrten gelobt. In ihnen fanden der starke lebendige Glaube jener Zeit, Bußgesinnung und Vertrauen auf die göttliche Hilfe ihren Ausdruck. Die meisten Opfer und Wallfahrten verdanken einer Pestzeit ihren Ursprung; nur von wenigen wissen wir jedoch Zeit und Umstände. Seit undenklichen Zeiten, vielleicht seit 1710, geht jährlich von Bischofsburg ein Opfer zur Rochuskirche in Gr.-Ramsau, um den heiligen Rochus (16. August), den Schutzpatron gegen ansteckende Krankheiten, um seine Fürbitte anzurufen1)."
Ich kann nicht umhin, an dieser Stelle den letzten ermländischen Pfarrer aus deutscher Zeit in G r. - R a m s a u zu erwähnen, den P f a r rer Matheblowski, der dort als Senior der ermländischen Geistlichkeit hochbetagt 1954 verstarb. Er, der die polnische Sprache eini-germaßen beherrschen lernte, ist bei der nach dem Zusammenbruch 1945 in der Heimat zurückgebliebenen deutschen Bevölkerung schon jetzt zu einer legendären Gestalt geworden. Weit über seinen eigentlichen Wirkungsbereich hinaus sind jetzt viele Anekdoten über ihn im Umlauf, die von seinem unerschrockenen Eifer im Dienste der Kirche zeugen. Seine Predigten zeichneten sich durch bildhafte, dem Volke außerordentlich einprägsame Vergleiche aus, die bei allem Ernst und Eifer doch irgendwie humorvoll blieben.
Die Zuwanderung von Polen in das 1945 entvölkerte Gebiet brachte auch nach Gr.-Ramsau entwurzelte Menschen, die - durch die Not der Zeit umhergetrieben - einer geregelten Arbeit entwöhnt waren, deren Lebensauffassung, moralische Haltung und religiöse Einstellung Schaden gelitten hatten. Die inhomogene Masse der fremdartigen Bevölkerung war natürlich schwieriger zu behandeln und von der Kanzel weit weniger zu beeinflussen als einst die konservativ denkenden alteingesessenen ermländischen Bauernfamilien. Pfarrer Matheblowsk sah sich plötzlich einer ungewohnt schweren Aufgabe gegenübergestellt, zumal auch das politische System der neuen Machthaber der Kirche ablehnend gegenüberstand.
Von alledem, was ich bei meinem Besuch in Ostpreußen (September 56) über Pfarrer Matheblowski hörte, möchte ich den Beginn einer seiner Predigten, von der mir drüben erzählt wurde, den Lesern nicht vorenthalten: "Kürzlich im Traum stand ich vor dem Jüngsten Gericht, um Rechenschaft abzulegen. ,Pfarrer Matheblowski', so fragte mich der göttliche Richter, ,wo hast du deine Schafe?' Und noch einmal, da ich schwieg: ,Wo hast du deine Schafe?' Und wiederum, jetzt mit einer furchtbaren Donnerstimme: .Pfarrer Matheblowski, wo hast du deine Schafe?' Darauf ich: ,Lieber Herrgott, verzeih mir, ich habe keine Schafe mehr - es sind alles Schweine!"
Was dann in dieser Predigt weiter folgte, soll eine eingehende Begründung für das angeführte Gleichnis anhand von demonstrativen Beispielen aus dem Ramsauer täglichen Leben gewesen sein.
Daß Pfarrer Matheblowski kein Blatt vor den Mund nahm, machte ihn bald bei den neuen Machthabern mißliebig; wohl auch mit Rücksicht auf sein hohes Alter wurde seine Ablösung durch einen nationalpolnischen Pfarrer verfügt, er selbst sollte seine alten Tage anderswo als Benefiziat beschließen. Seine Pfarrei hat aber Pfarrer Matheblowski nie verlassen, obwohl der für ihn bestimmte Nachfolger eintraf und auch in Ramsau lebt. Unter großer Anteilnahme der alteingesessenen und neuzugewanderten Bevölkerung bei Anwesenheit des Klerus mit höchsten kirchlichen Würdenträgern wurde er 1954 in Gr.-Ramsau feierlich zu Grabe getragen. Seine gutmeinende Eigenwilligkeit hatte offenbar doch allseits Respekt abgenötigt.
Leider war es mir bei meinem kurzen Aufenthalt in Ostpreußen (September 1956) nicht möglich, sein Grab aufzusuchen. Er war mir als Freund meines Vaters sehr ans Herz gewachsen, mit seiner heiteren, witzigen Art, die besonders dann zum Vorschein kam, wenn er einen guten Tropfen - er war beileibe kein Kostverächter - vor sich hatte; dann beherrschte stets fröhliches Gelächter die Runde. Mit ihm ist ein liebenswerter, mutiger Streiter für das Wort Gottes dahingegangen. Requiescat in pace!
Die asiatische Cholera mag früher gewöhnlich aus Polen, auf der über Bischofsburg führenden alten Handelstraße Königsberg-Warschau, also von Süden her in unsere Stadt eingeschleppt worden sein. Zum Gedenken daran ist an dieser Seucheneinfallstraße, etwa 3 km südlich von Bischofsburg, im Rudauer Wald einstmals das gemauerte, kreuzgeschmückte Mal gesetzt worden, vom Volksmund das Cholerakreuz geheißen. Es steht unversehrt auch jetzt (1956) noch dort, wo in den Wäldern südlich der Stadt seit Jahrhunderten bis 1772 die altermländische Landesgrenze verlief. Immer noch läßt sich in diesen Wäldern der am Cholerakreuz vorbeiziehende Verlauf einer hochaufgeworfenen, schon längst mit Bäumen bewachsenen alten Schanze verfolgen, allerdings nur, soweit die Wälder reichen. Diese Schanze ist mir schon als Knabe aufgefallen, wenn ich mit Schulkameraden die Wälder durchstreifte. Die alte Schanze soll nach historischen Forschungsergebnissen auf die vom Deutschen Ritterorden im 14. Jahrhundert gegen die Einfälle der Litauer angelegten Verteidigungswerke zurückgehen.
Die vorliegende Urkunde von 1838 hat u. a. ein Mann namens Thiel, "Apotheker und Kirchenprovisor", unterschrieben. Wohl um die Jahrhundertwende ist in Bischofsburg die Erlaubnis zur Eröffnung einer Apotheke erteilt worden. Bei Aufzählung der Kriegsschäden aus dem unglücklichen Kriege 1807 findet sich die Apotheke in Bischofsburg und ihr derzeitiger Besitzer Stockhaus erwähnt.
Als erster Arzt zu Bischofsburg mit ordnungsgemäß akademischer Ausbildung wird 1842 in den Magistratsakten ein Dr. Heinemann genannt. Vorher sind wahrscheinlich nur Stadt-Wundärzte oder Stadt-Chirurgen, welche vielfach auch das Barbierhandwerk ausübten, die einzigen Helfer in leiblichen Nöten gewesen. Einer solchen Berufsklasse (Bader oder Feldscher) zuzurechnen ist wohl auch der Stadt-Wundarzt Ernst, ein Mitunterzeichner des vorliegenden Dokumentes. Es ist anzunehmen, daß dieser Stadt-Wundarzt Ernst bei seinen Mitbürgern Ansehen genoß, denn das Dokument haben - was sich anhand der "Geschichte der Stadt Bischofsburg" von Teichert leicht nachweisen läßt - nur Männer von Bedeutung und Verdienst mit ihren Unterschriften versehen. Als letzter Arzt der deutschen Bevölkerung in Bischofsburg wirkte nach dem Zusammenbruch 1945 mein Vater - Dr. August Pollakowski -, der dort nach 46jähriger segensreicher ärztlicher Tätigkeit in seiner ihm nun fremd gewordenen Heimatstadt, 75jährig, im Jahre 1952 starb.
Unter unser Dokument hat seine Unterschrift ferner auch Carl Pruß gesetzt, der als Kaufmann sowie als Besitzer der bei Bischofsburg gelegenen großen Güter Schönbruch, Raschung und Kahlberg zweifellos der derzeit reichste Bürger der Stadt gewesen ist. Ihm gehörte der 1812 erbaute massive Gebäudekomplex mit Kaufladen und anschließenden Speichern bzw. Pferdeställen an der Südseite des Marktes; dies 1812 erbaute Kaufhaus ist das vielen Bischofsburgern sicherlich noch in Erinnerung gebliebene Gotzheinsche Geschäftshaus mit seinem podestartigen Vorbau, der sogenannten Vorlaube, das nach dem Brande 1930 umgebaut wurde, wobei die altertümliche Vorlaube verschwand.
Von einem anderen Mitunterzeichner unseres Pergaments, dem Kaufmann Carl Hoosmann, wissen wir, daß dessen Geschäftshaus gleich neben dem des vorgenannten Kaufmanns Carl Pruß am Markt lag (links daneben, vom Marktplatz aus gesehen), ferner, daß ihm das Ehrenbürgerrecht der Stadt Bischofsburg am 16. 8. 1836 unter großem Gepränge verliehen wurde. Im amtlichen Bericht über die Verleihungsfeierlichkeiten wird Carl Hoosmann als Jubelgreis bezeichnet; er muß also bei Unterzeichnung unseres Pergaments schon hochbetagt gewesen sein.
Milkau, dessen Unterschrift mit dem Zusatz "Rathmannund Kaufmann" ebenfalls in unserem historischen Schriftstück steht,, ist jener Johannes Milkau, auf den der Name des stadtnahen Gutes Johannesberg zurückgeht; Johann Milkau, der es aus mehreren Grundstücken zusammengekauft hatte, war bis 1847 dessen Eigentümer. Außerdem besaß er ein Stadtgrundstück am Markt, in welchem er eine Färberei betrieb. Die Nachkommen des Johann Milkau sind diesem Berufszweig treu geblieben: Bis zum Zusammenbruch 1945 gab es in Bischofsburg die Färberei und Reinigungsanstalt Milkau, ein bis zuletzt im Besitz dieser Familie befindliches Unternehmen. Das letzte Geschäftshaus von Milkau, an der Dimmerbrücke, ist heute (1956) noch erhalten. Unversehrt gelassen haben die Kriegseinwirkungen auch die meterhohe holzgeschnitzte Figur des hl. Johannes von Nepomuk, die seit 1931 in einer Mauernische hoch über der Dimmerbrücke als deren Schutzpatron ihren Platz hat. Vorher stand die nach Ansicht der Sachverständigen Jahrhunderte alte Holzfigur des Brückenheiligen in einer gemauerten kleinen Kapelle am Fluß; dies altersgraue, schiefstehende Kapellchen bei der Dimmerbrücke, das wie ein Stück verlorener Romantik wirkte, ist 1931 beim Umbau des Milkauschen Hauses abgetragen worden.
Die evangelische Kirche zu Bischofsburg hat den 1945 beendeten Weltkrieg nahezu ohne Schaden überdauert. Sie bestand zum Zeitpunkt der Niederschrift unseres Dokumentes (1838) noch nicht; ihr Bau war aber, wie wir darin lesen, bereits geplant. 1831 genehmigte der König den Ankauf mehrerer Ackerstücke und Gärten vor dem Seeburger Tor zum Aufbau von Kirche, Schule und Pfarrhaus aus Staatsmitteln, und der Kaufmann Scherhans schenkte dazu noch den Platz, auf dem heute die Kirche steht. Die Gemeinde ehrte später den Spender, indem sie ihm das große Erdbegräbnis unmittelbar an der Altarnische zubilligte. Durch königliche Kabinettsordre vom 15. 1. 1842 bewilligte endlich der König im Gnadenwege die gesamte veranschlagte Bausumme für den Neubau der Kirche und des Glockenstuhles in Höhe von 14172 Reichstaler, 12 Silbergroschen. Die Ausführung des Baues übertrug die Regierung den Kaufleuten Pruß, Jagielki und Milkau. Am 15. 8. 1842 fand die feierliche Grundsteinlegung und am 24. 6. 1846 die Einweihung der evangelischen Kirche statt. Gänzlich vollendet wurde der Bau erst 1848. Der seitwärts neben der Kirche stehende hohe Turm wurde in den Jahren 1868-72 erbaut1). Die Namen der mit dem Kirchenbau beauftragten Kaufleute Pruß, Jagielki und Milkau stehen unterschriftlich ja auch in unserem Dokument.
Das Wiedersehen mit Bischofsburg (September 1956) war recht niederdrückend. Schon aus der Ferne läßt der weithin sichtbare verstümmelte Turm der katholischen Kirche ahnen, was später zur traurigen Gewißheit wird: wie sehr doch das einst so vertraute Antlitz der Stadt sich verändert hat! Fremdartige Menschen mit anderer Sprache wohnen jetzt dort. Überall unverständliche Sprachlaute, Aufschriften und Straßenbezeichnungen. Viele Häuser sind wie vom Erdboden verschwunden; man hat fast alle Ruinen abgetragen und ihre Baugründe eingeebnet. Der Gebäudekomplex in der Mitte des Marktes und die den Markt rundherum säumenden Häuserreihen fehlen, bis auf vereinzelte Gebäude. So hat sich der Markt, der jetzt Rasenanlagen trägt, zu einem großflächigen Platz ausgeweitet; die niedrigen einfachen Häuschen in den einstigen Hinterstraßen des Marktes sind jetzt zur Umrandung des Marktplatzes geworden und lassen ihn durch ihre Kleinheit noch weitflächiger erscheinen, als er in Wirklichkeit ist. Ein nennenswerter Wiederaufbau der Stadt ist noch nicht erfolgt.
Durch die 1945 erfolgten Kriegszerstörungen ist die ursprüngliche Befestigung Bischofsburgs besser zu erkennen; man sieht, wie die Häuser der Altstadt - mit Markt und Kirche im Mittelpunkt - auf einem großen Hügel gedrängt zusammenstanden, der einstmals rundherum Wasserschutz durch See und Fluß neben Stadtmauern gehabt haben muß. An ihrer westlichen Seite fällt die Altstadt zu den tiefliegenden Daumschen Wiesen ab, die früher einen See, den Mühlenteich (1861 abgelassen), beherbergten. Der Dimmerfluß umfließt ja heute noch fast zur Hälfte den Altstadthügel. Der Verlauf des längst verschütteten - von der Dimmer versorgten - weitergehenden Wassergrabens rund um den Altstadthügel herum läßt sich jetzt als markante Bodensenke ziemlich gut verfolgen, da die Kriegszerstörungen freie Sicht geschaffen haben. Auch merkwürdige Fundamente sind durch die Kriegszerstörungen hie und da zutage getreten, die wohl zu dem alten Mauerwerk der einstigen Stadtbefestigungen gehört haben mögen. Von den mittelalterlichen Wehr- und Schutzanlagen Bischofsburgs hat unser gegenwärtiges Geschlecht so gut wie nichts zu sehen bekommen, obzwar sich Überbleibsel der Stadtmauern noch 1725, 1777, 1792 und 1816 erwähnt finden.1) Vgl. dazu R. Teichert, Geschichte der Stadt Bischofsburg - Bischofsburg 1936 -u. deren Besprechung durch Fr. Buchholz "Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde Ermlands" - Bd. 26 (1036), S. 258-62.
Quelle: "Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde Ermlands", Heft 88/1958