Von Feuersnot und Feuerwehr
Eine Feuersbrunst gehörte bis in das tiefste 19. Jahrhundert hinein zu den schwersten Schicksalsschlägen, die ein ganzes Gemeinwesen treffen konnten. Mannigfach waren die Ursachen der größeren Feuersgefahr. Die Häuser waren zum größten Teil aus Holz oder in sogenanntem Fachwerk erbaut und mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Um 1600 ear selbst das Pfarrhausein Bohlenbau mit Schindeldach. Mit den Bürgerhäusern standen nach den Hinterstraßen zu die mit Stroh- und Futtervorräten angefüllten Viehställe in Verbindung. Die Scheunen befanden sich in unmittelbarer Nähe der Stadt auf der Seeburger Vorstadt (Erich-Koch-Straße). Dazu fehlten Feuerlöschgerätschaften zur Bekämpfung großer Brände vollends. Die Feuerlöscharbeit beschränkte sich also darauf, das Wasser im Eimer aus der Dimmer herbeizuschaffen und es in die Flammen hineinzugießen. Allein wegen der großen Hitze war meistens die Annäherung an den Brandherd unmöglich. So war denn dem entfesselten Element selten Einhalt zu gebieten, besonders wenn ein starker, ungünstig gerichteter Wind es als Flugfeuer weit hintrug, so dass die ganze Stadt in wenigen Stunden ein einziges Feuermeer bildete. So verstehen wir den Schrecken, der die Gemüter unserer Väter durchzuckte, wenn der Feuerruf erscholl und die Feuerglocke zu wimmern begann.
So verstehen wir auch die peinlichen Vorsichtsmaßnahmen, die die Stadtwillkür (1609) vorschrieb, um Feuersbrünste zu verhüten:
Eine häufige Ursache der Brände war die Verrußung der Schornsteine und Kamine sowie das leichtfertige Umgehen mit Feuer und Licht. Bei offenem Licht, ja bei brennendem Kienspan wurde gedroschen oder die Viehfütterung besorgt, und der Flachs wurde vor dem Brechen hinter dem warmen Ofen getrocknet. Gegen alle diese Mißbräuche schritt die Polizei ein.
Da durch die Anhäufung von trockenem Rauhfutter in den Ställen hinter den Bürgerhäusern die Feuersgefahr außerordentlich erhöht wurde, bestimmte Artikel 52: "Es soll niemand mehr Futter in die Stadt führen als auf 3 Nächte von nöten bei einem Vierdung Buße". Um Feuersgefahr und daneben Diebstahl zu verhüten, waren die Bürger verpflichtet reihum Wache zu halten.
Nicht weniger als achtmal, nämlich im Hungerkrieg 1414, im Städtekrieg 1454-66, im Reiterkrieg 1521, in den Jahren 1557 und 1571, im zweiten Schwedenkrieg 1659, endlich 1692 und 1766, wurde die ganze Stadt in Asche gelegt, und die Brände, durch die größere oder kleinere Teile der Stadt vernichtet wurden, sind gar viele gewesen. Nicht umsonst fleht und bittet das alte Kirchenlied so inbrünstig: "Vor Krieg und Pest, Feuer, Wasser und Hungersnot bewahre uns, o Herr!" Fast scheint es, als hätte uns die Geschichte aus gewissen Zeitabschnitten nur diese Marksteine des Jammers aufbewahrt.
Ueber die durch die Kriege veranlassten Stadtbrände soll im Abschnitt "Chronik" berichtet werden. Ueber die andern Brände mögen hier die spärlichen Nachrichten mitgeteilt werden.
1505 ereignete sich in der Stadt ein Brand, durch den das Kirchengebäude verzehrt wurde, doch ist das Nähere nicht bekannt. Ueber einige Stadtbrände aus jenen Zeiten berichtet Henneberger in seiner "Erklärung der preußischen Landtafel" (1595), S. 82: "Bischburg oder Bischofsburg hat ein Schlößchen gehabt, ist im großen Kriege (1454-66) ausgebrannt und das Schlößchen verwüstet worden, ist 1571 in der Woche, als Domenow (= Domnau) ausgebrannt (28. Mai), auch von einem Feuer ausgebrannt, wie auch 15 Jahre vordem" (gemeint ist zuletzt offenbar der Stadtbrand von 1557).
Nach dem Stadtbrande im Mai 1571 herrschte in der Stadt anscheinend die bitterste Not. Unterm 6.12.1571 erteilte der Bistumskoadjutor Martin Cromer den Bischofsburgern ausnahmsweise die Erlaubnis, im Krackssee "diese vor- und anstehende ganze Winterszeit und folgende" mit kleinem Gezeug einschl. der Kleppe (heute als Raubfischerei verboten) zu fischen. Doch sollten sie erst die Kleppe anwenden, nachdem der See mit dem bischöflichen Garn bezogen worden war. Fischen an Sonn- und Feiertagen sollte mit Verlust der "verliehenen Freiheit", die eine Erweiterung der durch die Gründungsurkunde gegebenen Berechtigung darstellte, bestraft werden. Wie groß die Not nach den Bränden der Jahre 1557 und 1571 war, geht ferner daraus hervor, daß der Landesherr strenge Maßnahmen ergreifen mußte, damit die Stadt wieder aufgebaut wurde. Zweimal weilte eine bischöfliche Kommission in der Stadt, um sich von dem Fortgang des Wiederaufbaues zu überzeugen. Das Ergebnis der Besichtigungen wird in zwei Verordnungen, die unter "Aktum Bischburg" ausgestellt sind, bekannt gegeben. In strengem Ton wird am 5. September 1577 verfügt: Obwohl die Bischofsburger seit dem letzten Stadtbrand 6 Jahre Zeit gehabt haben, so haben einige Bürger noch immer ihre Baustellen wüst und unbebaut gelassen. Noch einmal wird eine Frist von einem Jahr gewährt. Wer dann seine Baustätte nicht bebaut hat, soll sie verlieren oder wenigstens gezwungen sein, sie einem anderen, der sich eine Behausung aufbauen will, "um die Gebühr zu verkaufen". Zu einer letzten Androhung sieht sich der inzwischen zum Bischof gewählte Martin Cromer nach einer erneuten Besichtigung der Stadt durch seine Kommission am 13.6.1583 veranlaßt. Da noch immer vieles, "nicht ohne Verschampfierung und Schaden des Städtleins", nach dem letzten Brande nicht aufgebaut ist, wird befohlen, "daß ein jeder von dato bis nächstfolgender St. Michaelisfeier sein Erbe gewißlich bebaue, sonst soll uns (d. h. dem Bischof) das Erbe anheimfallen und bei uns stehen, einem anderen zu verleihen".
Im Mai 1669 wurden an einem Freitage mehrere Scheunen durch Blitzstrahl in Asche gelegt und noch in demselben Monate, ebenfalls an einem Freitage, 27 Gebäude durch Feuer zerstört, was Veranlassung zu einem Gelübde der ganzen Stadt gab. Mit bösen Schicksalsschlägen ging das 17. Jahrhundert zur Neige. Am 12. 9. 1692 3 Uhr früh brach ein Brand durch Erhitzung des Rauhfutters bei einem gewissen Michael Pudlinski aus, durch den die ganze Stadt mit Ausnahme der Scheunen eingeäschert wurde. Während diese Brandes entzündete sich durch die von den Flammen ausströmende Hitze, wie Bürgermeister Demuth berichtet, ein Storchnest auf der Kirche. Schon am 26. Februar 1700 brach ein neuer Brand aus, dem ein Teil der Stadt zum Opfer fiel.
Neue Feuersnot brachte das Jahr 1730. Am 29. Mai wurden durch Blitzstrahl die Scheunen auf der Ortelsburger Vorstadt in Asche gelegt. Ueber diesen Brand berichtet der damalige Propst Lebach als Augenzeuge folgendes: "Der Südwind trieb das Feuer der Stadt zu, so daß die ganze Stadt in Gefahr schwebte. Alle Möglichkeit schien geschwunden, des Feuers Herr zu werden, und ein jeder eilte zur Rettung seiner Habe nach dem eigenen Hause. Nachdem die Einwohner Hab und Gut geborgen hatten, empfahlen sie ihre Häuser Gott, der das Feuer zu vernichten vermag. Da nahm einer der Geistlichen das allerheiligste Sakrament in die Pixis (Speisekelch), trug es um das Feuer herum und segnete damit die gefräßige Flamme. Die Kraft des eucharistischen Sakramentes muß bewundert werden; denn nach jenem Segen wandten sich die Flammen von allen Seiten nach dem Mittelpunkte des Feuers hin. Trotz des andauernden Südwindes und des Rauches, der sich über die ganze Stadt lagerte, sahen die Bürger, die im Osten standen, wie sich die Flammen gegen Westen wandten, und diejenigen, die im Westen standen, nahmen wahr, daß sich die Flammen gegen Osten wandten. Erstere glaubten, daß die Flammen nach Westen, letztere, daß sie nach Osten wehten. Was ich selbst bemerkt und bewundert haben, das habe ich den Anwesenden dargestellt, nämlich die wundertätige Kraft des eucharistischen Sakramentes. Und ich fühlte, daß es das Werk dessen ist, der den Winden befohlen hat; er hat auch dem Feuer befohlen. Jetzt legten die Bürger, die um ihr eigenes Hab und Gut besorgt gewesen waren, Hand an zur Beschaffung des Wassers, um zu verhindern, daß, da Gottes Rechte geholfen, das Feuer über die eingangs erwähnte Stelle hinausgehe". Der vorstehende Bericht wurde alten Kirchenakten entnommen. Bemerkenswert ist, dass eine jetzige Bürgerin der Stadt die wunderbare Rettung der Stadt vor 200 Jahren mit allen vorstehend mitgeteilten Einzelheiten genau so darstellte, wie dies in den Akten zu lesen war.
Ein entsetzliches Unglück brach über die Stadt im Jahre 1766 herein. Am 21. April brannte wiederum die ganze Stadt ab. Aus einer Eintragung des Propstes Szymanowicz im Totenbuch des katholischen Pfarramtes vom gleichen Tage entnehmen wir, daß das Feuer an einem Montage Nachmittag nach ¾ 3 Uhr bei einem Schuhmacher Seewaldt hinter dem Tore nach der Mühle zu, also in der heutigen Erich-Koch-Straße, ausbrach und die ganze Stadt, auch die erst vor 30 Jahren neuerbaute Kirche, den Turm und das Pfarrhaus einäscherte. In der Gruft, dem Gewölbe unter der Kirche, verbrannten mehrer Leichen mit Särgen. Sogar einige Kinder fanden in den Flammen den Tod, und zwei Bürger starben, wohl infolge der erlttenen Verletzungen, am nächsten Tage. Nur die Scheunen vor dem Ortelsburger Tore, die Wohnung des Wachtmeisters und zwei Häuser auf der Sternseer Vorstadt (heutige Klefeldtstraße), darunter das Goltzsche Wohnhaus, waren verschont geblieben. Die Einwohner hatten einen großen Teil ihrer Habe in die Kirche gerettet; alles ging verloren, da das Kirchengewölbe einstürzte und nur die Umfassungsmauern stehen blieben. In dem gewölbten, feuersicheren Raum zur Aufbewahrung der Kostbarkeiten gingen durch den Brand etwa 400 Rtlr. Kirchengelder verloren. Der einzige Brunnen auf dem Markt war damals ohne Wasser und diente dazu, einige gerettete Sachen zu verbergen.
Namenloses Elend brachte dieser furchtbare Brand über die Stadt. Weinend und jammernd standen die Bürger an der leergebrannten Stätte ihres einstigen Heims. Obdachlos irrten die Unglücklichen, denen das Feuer alles geraubt hatte, umher. Die Folge dieser Heimsuchung war wirtschaftlicher Niedergang, waren Elend und Not, und es vergingen Jahrzehnte, bis angestrengteste Arbeit die letzten Spuren des Unglücks verschwinden ließ. Die Landesherrschaft gewährte der schwer geprüften Stadt drei Freijahre, während deren ihr sämtliche Abgaben erlassen wurden. Zur Erbauung der öffentlichen Häuser wurde der Stadt aus der Mons pietatis, der Hilfskasse für notleidende Bürger, Köllmer und Bauern im alten Ermlande, ein Darlehn von 1820 Floren gewährt.
Bei der großen Armut der Bewohner wurde die Stadt nach dem Brande nur schlecht wieder aufgebaut. Das billige, bodenständige Baumaterial lieferten die ausgedehnten Wälder. Die wiedererrichteten Häuser waren wohl ausschließlich Holz- oder Fachwerkbauten. Im Jahre 1774 zählte man in der Stadt nur 52 Häuser mit Ziegel- und 154 Häuser mit Stroh- oder Schindeldächern, während die anderen ermländischen Städte zu gleicher Zeit überwiegend Häuser mit Ziegelbedachung aufwiesen (Braunsberg 548 und 31, Bischofstein 267 und 102). 1774 waren noch 35 Baustellen unbebaut; außerdem gab es noch 11 alte Brandstätten. In einer Niederschrift bei den Magistratsakten vom 3.9.1809 wird geagt, daß die Stadt nach dem Brande von 1766 nur schlecht aufgebaut ist und noch einige wüste Plätze vorhanden sind.
Der 21 April blieb ein Tag wehmütigen Gedenkens. In ihrer Not hoben die Menschen ihre Herzen zu Gott empor, von dem die Hilfe kommt. In ihrer frommen und gottergebenen Gesinnung sahen sie auch die schwersten Schicksalsschläge als Gottes Fügung an; ihm weihten sie den Tag, an dem sie seine prüfende und strafende Hand verspürt hatten, und so zieht seit 1766 alljährlich am 21 April 6 Uhr morgens eine Bittprozession, die in der Pfarrkirche ihren Anfang und ihr Ende hat, über den Markt, voran das Kreuz und einige Fahnen, dann die Sänger, die Geistlichkeit und eine große Zahl Andächtiger. Bei der kirchlichen Andacht bringt dann die Gemeinde als kleine Opfergabe ein 5 Pfund schweres Licht dar, das am Hochaltar aufgestellt wird. So haben es unsere Väter vor nunmehr 169 Jahren gelobt. Zu einem Fürsprecher vor Gottes Thron, dem heiligen Florian, erhoben die durch Feuersbrünste oft und schwer geprüften, frommen Väter ihre Stimmen und flehten ihn um Abwendung dieser Drangsale an. Ihm hatten schon ihre Väter nach dem Brande des Jahres 1700 eine der neuen Glocken geweiht. Seine Statue stellten sie in die Nische eines Giebels am Markte, wo sie noch heute steht.
Auch im 19. und 20. Jahrhundert wurden die Bewohner der Stadt noch gar oft durch den unheimlichen Klang der Feuerglocke aufgeschreckt. So verbrannten am 18.9.1823 auf der Seeburger Vorstadt 152 Scheunen, 43 Schuppen und 15 Speicher, am 13.4.1824 27 Häuser (südwestliche Marktseite) nebst 12 Ställen und ein "Brandthaus", am 11.1.1825 4 Wohnhäuser, am 12.3.1842 9 Scheunen auf der Rößeler Vorstadt, am 1.2.1847 ebendaselbst 17 Scheunen, 1 Speicher und 4 Häuser und am 23. Mai 1889 in der Ortelsburger Scheunenstraße (Feuerwehrstraße) 13 Scheunen und 1 Kegelbahn.
Seither wurde noch eine beträchtliche Zahl von Gebäuden von dem gierigen Element verschlungen. Indessen, ein solcher Umfang des Feuers und ein so großer Schaden wie bei den großen Bränden der Vergangenheit war nicht mehr zu verzeichnen. Die Feuerversicherungen, die festere Bauart der Häuser mit ihren Brandmauern, die bequeme Wasserzufuhr und vor allem unsere gut organisierte, schlagfertige Feuerwehr haben den Feuersbrünsten viel von den Schrecken vergangener Tage genommen. Man hat sich auch in der Kleinstadt daran gewöhnt, in einem Brande mehr ein interessantes, aufregendes Schauspiel als einen großen Unglücksfall zu sehen.
Haben die furchtbaren Brände unseren Vorfahren auch immer wieder die Mängel ihrer Feuerlöschgerätschaften mit grausamer Deutlichkeit vor Augen geführt, so ist auf diesem Gebiete doch bis 1772 keine Wandlung zum Besseren wahrzunehmen. Wohl sah die Landesordnung des Fürstbischofs Grabowski vom 4. Juli 1766 allgemeine Maßnahmen zur Eindämmung der Feuersbrünste vor, die wohl eine Zusammenfassung aller früheren landesbehördlichen Verordnungen darstellten. Auch die Begründung einer allgemeinen Feuerkasse wurde gleichzeitig angeordnet. Doch scheint auf diese Anordnungen hin nicht viel geschehen zu sein; denn die amtlichen Erhebungen im Jahre 1772 verzeichnen als Feuerlöschgeräte unserer Stadt nur 2 Feuerhaken. 1774 wurden in Bischofsburg an städtischen und privaten Löschgerätschaften gezählt: 50 hölzerne Handspritzen, 50 lederne Eimer, 2 Leitern, 2 Haken und 2 Wasserküwen.
Nicht lange nach dem furchtbaren, alles vernichtenden Brande des Jahres 1766, wohl schon unter dem bestimmenden Einflusse der preußischen Regierung, schaffte die Stadt eine Feuerspritze an; wenigstens lässt die Kämmereirechnung für 1783/84 darauf schließen, weil sie das "Spritzenhaus von Holz" erwähnt. Als bei dem Brande im Jahre 1824 das Rohr der alten Spritze in Stücke gebrochen war, wurde eine neue Schlauchspritze für den Betrag von 266 Rtlr. 26 Sgr. Von dem Kupferschmied Storch-Königsberg angekauft. Dank der guten Wirkung der neu angeschafften, noch heute im Gebrauch befindlichen Spritze blieben bei dem Brande am 11.1.1825 zur allgemeinen Verwunderung die neben dem Brandherde stehenden Häuser und hölzernen Ställe verschont. Eine zweite Spritze wurde um 1890 und die dritte im Jahre 1931 angeschafft.
Das 1783 zum erstenmal erwähnte Spritzenhaus stand als einfacher Holzbau bis 1825 auf dem Marktplatz. Dann wurde es abgebrochen und in einer nicht näher bezeichneten Hinterstraße, gleichfalls in Holz, wieder erbaut. Um die Mitte des Jahrhunderts befand es sich in einem schlechten baulichen Zustande und stand in einem Teile der Stadt, der wegen seiner Bauart zu der Besorgnis Anlaß gab, daß bei einem daselbst ausbrechenden Feuer die Feuerlöschgerätschaften nicht aus dem Spritzenhause geholt werden könnten. Daher wurde es im Jahre 1861 auf einem städtischen Grundstück in der Seeburger Vorstadt, dem heutigen Narewkischen Grundstück in der Erich-Koch-Straße, neu erbaut. 1906 erfolgte der Neubau des jetzigen Spritzenhauses mit Steigerturm auf dem früheren Turnplatze.
1889 wurde auf Anregung des Kaufmanns Winkler die Freiwillige Feuerwehr ins Leben gerufen. Bis zu ihrer Gründung mußte im Falle eines Brandes jeder Hausbesitzer mit einem ledernen Feuereimer und einem Feuerhaken an der Brandstelle erscheinen. Das Wasser für die Feuerspritzen wurde in Küwen, die ihren Stand in der Nähe der Johannisbrücke dem Propsteigebäude gegenüber hatten, aus der Dimmer herbeigeschafft. Für kleine Hausbrände mußte jeder Hausbesitzer eine hölzerne Handspritze bereit halten. 1900 erhielt die Wehr eine mechanische Schiebeleiter. 1906 wurde auf der Dimmerbrücke am Anfang der Adolf-Hitler-Straße ein Wasserzubringer zum Füllen der Küwen aufgestellt und im folgenden Jahre der Mannschaftsgerätewagen angeschafft. Seit dem Bau der Wasserleitung im Jahre 1913 wurde im Stadtbezirk zunächst keine Spritze gebraucht; die Wehr arbeitete mit den Hydranten, in denen das Wasser genug Druck hatte. Die Feuerglocke, die am Nordwestgiebel des langen Hauses auf dem Markte hängt, war um 1919 angeschafft worden. Eine ältere Glocke, die wahrscheinlich 1819 beim Neubau der Polizeiwache beschafft wurde, hing bis vor einigen Jahren am Gotzheinschen Speicher. Sie wurde an die Ziegelei Gr. Parleese verkauft. Die Feuerglocken, auch Sturmglocken genannt, sind mit Anschaffung der Sirenen seit 1924 bedeutungslos geworden.
Im Jahre 1935 wurde eine leistungsfähige Motorspritze angeschafft. Diese entnimmt das Wasser der Dimmer, an deren Ufer zu diesem Zwecke 7 Wasserentnahmestellen angelegt sind. Die Schlauchleitungen führen bei Einsatz der Motorsoritze durch jene schmalen Wasser- oder Feuergäßchen, die seit alter Zeit zu dem Flusse laufen und durch die auch in früherer Zeit bei den Bränden das Wasser herangeholt wurde. So haben jetzt die schmalen Durchgänge wieder Bedeutung gewonnen. In demselben Jahre wurde die über 100 Jahre alte Feuerspritze als Museumsstück nach Königsberg geschickt.
Mit besonderem Eifer hat sich die Feuerwehr die Bekämpfung der Brände angelegen sein lassen. Freiwillig tut sie ihre Pflicht, getreu dem Wahlspruch:
"Gott zur Ehr', dem Nächsten zur Wehr!"
Quelle: Robert Teichert "Die Geschichte der Stadt Bischofsburg", erschienen 1935