Schulpartnerschaft zwischen Biskupiec (Bischofsburg) und Knechtsteden besiegelt

Bericht von Reinhard Plehn

In der Zeit vom 21. bis zum 26. September 2003 waren 21 Schüler, ein Lehrer und eine Dolmetscherin aus Biskupiec (dem ehemaligen Bischofsburg) zu Gast bei Eltern und Schülern des St. Nobert Gymnasiums in Knechtsteden / Dormagen, Kreis Neuss. Damit wurde die seit zwei Jahren verhandelte Schulpartnerschaft zwischen dem kath. Gymnasium in Biskupiec und dem St. Norbert-Gymnasium in Dormagen endgültig besiegelt.

Zur Vorgeschichte:
Nachdem im Jahre 1981 in Biskupiec ein neues großes Krankenhaus fertiggestellt wurde, gab es über Jahre hinweg für das Gebäude des alten Krankenhauses, das der Kirche gehörte, keine Verwendung mehr. Das Innere des alten Krankenhausgebäudes zerfiel zusehends. Unter kommunistischer Zeit enteignet, wurde es nach deren Zerfall, der Kirche zurückgegeben. Anfang 1999, nach Einführung der Schulreform in Polen, stellte sich heraus, dass viele Abgänger der 6. Volksschulklasse keinen Platz im staatlichen Gymnasium fanden und eigentlich nach Allenstein fahren mußten. Im Kirchenrat der kath. St. Johannes-Gemeinde in Biskupiec kam die Idee auf, ein privates Gymnasium in kirchlicher Trägerschaft zu gründen, was bisher in Polen noch nicht möglich gewesen war. Nachdem das staatliche Schulamt und das Erzbistum Allenstein ihre Zustimmung erteilt hatten, wurde ein e.V. gegründet, dem sowohl die kath. Kirchengemeinde von Biskupiec, wie auch Vertreter der Bürgerinitiative angehören. Die kath. Kirchengemeinde stellte das vom Verfall bedrohte Gebäude des ehemaligen St. Josef- Krankenhauses zur Verfügung. Private Baufirmen arbeiteten Tag und Nacht in drei Schichten, um zum Schulbeginn im September 1999 zunächst zwei Stockwerke (Untergeschoß mit Büro, Lehrerzimmer, Küche und Sanitäranlagen sowie das Erdgeschoß für zunächst zwei Klassenräume) fertig zu stellen. Dank dem großen Einsatz der Leiterin der Schule, Frau mgr. Anna Zarosa, einer erfahrenen Mathematiklehrerin und dem großen Interesse der Bürgerinitiative an einer privaten Lehranstalt in kirchlicher Trägerschaft, wurde eine hochqualifizierte Lehrerschaft aus vielen Regionen Nordpolens verpflichtet. Im September 1999 konnte dann das neue Schuljahr mit zunächst nur 32 Schülern eröffnet werden. Mit Beginn des dritten Schuljahres im September 2001 konnte das Gymnasium bereits auf hervorragende pädagogische Ergebnisse verweisen, wie z.B.:
2. Platz im Wettbewerb aller Schulen in Polen zum Thema: "2000 Jahre Christentum" 3. Platz im internationalen Wettbewerb in Mathematik und
4. Platz im Wettbewerb des Polnischen Roten Kreuzes zum Thema: "Das Wissen über die Gesundheit."

Das Gymnasium verfügt über einen gut eingerichteten Computerraum und nur klein besetzte Klassen mit 16 bis 18 Schülern. Obligatorisch sind ab dem ersten Schuljahr die Fremdsprachen Deutsch und Englisch. Hinzu kommt eine qualifizierte Auswahl der Schüler. So wurden mit Beginn des Schuljahres 2001 von 48 Bewerbern nur 36 Schüler angenommen. Inzwischen bemüht sich der Träger der Schule um weitere Finanzmittel, um das Obergeschoß und das Dachgeschoß zu renovieren. Ziel der Schule ist es, alle Klassen bis zum Abitur anbieten zu können.

Im Jahre 2001 wandte sich die Schulleiterin des Gymnasiums, Frau mgr. Anna Zarosa an unseren Heimatfreund Bernhard Zuralski, München, mit der Bitte, eine Schulpartnerschaft mit einem deutschen Gymnasium, möglichst in kirchlicher Trägerschaft, ins Leben zu rufen.

Herrn Bernhard Zuralski ist dem alten Gebäude des St. Josef-Krankenhauses in besonderer Weise verbunden. Sein Großvater, Dr. Zuralski, Bischofsburg, erhielt im Jahre 1887 vom preußischen Staat die Genehmigung, in Bischofsburg ein Krankenhaus zu errichten. Gründungsurkunde und der Grundstein von 1887, sind bis auf den heutigen Tage erhalten geblieben.

Nach unserem Bischofsburger-Treffen in Nieheim im Jahre 2001 machten sich dann Bernhard Zuralski und Reinhard Plehn sogleich auf die Suche nach einem geeigneten kath. Gymnasium. Zunächst wurde mit dem Erzbischöflichen St.Hubertus-Gymnasium in Düsseldorf-Kaiserswerth und dem Erzbischöflichen St.-Ursula-Gymnasium in Düsseldorf Kontakt aufgenommen. Da diese Schulen bereits eine Reihe von Schulpartnerschaften eingegangen waren, hatten wir hier leider keinen Erfolg. Von der Schulleitung des St. Ursula-Gymnasims in Düsseldorf erhielt ich dann eine Liste von katholischen Gymnasien im Umkreis von 50 km von Düsseldorf, die zu den Bistümern Münster, Essen und Köln gehörten. Verschiedene Gymnasien wurden angeschrieben, aber leider alle ohne großen Erfolg. Ein Gespräch des Vorstands der Kreisgemeinschaft Rößel e.V. mit dem Landrat des Patenkreises Neuss, Herrn Dieter Patt, dem ich u.a. auch das Anliegen einer Schulpartnerschaft vortrug, schien dann von Erfolg gekrönt zu sein.

Herr Landrat Dieter Patt empfahl mir, mich mit dem Schulleiter des St. Norbert-Gymnasiums, Herrn Direktor Zander in Verbindung zu setzen.

St. Norbert GymnasiumDas St. Norbert-Gymnasium liegt unmittelbar am berühmten Kloster der Spiritaner in Knechtsteden, das früher auch zum Kloster gehörte und heute in privater Trägerschaft und in der Trägerschaft des Erzbistums Köln ist.

Herr Direktor Zander leitete mein Anliegen an Herrn Peter Albrecht weiter. Herr Peter Albrecht, Lehrer für Sport und Geographie am St. Nobert-Gymnasium und Organisator von Schülerfreizeiten und zuständig für Schulpartnerschaften, stand unserem Anliegen gleich positiv entgegen. Da er Ostpreußen von verschiedenen Radtouren kannte und lieb gewonnen hatte, war er gleich von der Idee begeistert, mit einem dortigen kath. Gymnasium eine Partnerschaft einzugehen. Viele Verhandlungen und Gespräche mit dem Lehrerkollegium,Kloster Knechtsteden der Schulleitung, der Schülervertretung und der Elternpflegschaft waren nötig, um alle von dieser Schulpartnerschaft zu überzeugen. Im Sommer 2002 machte Herr Albrecht wiederum mit seiner Gattin eine Busreise mit einer anschließenden Fahrradtour durch das südliche Ostpreußen.Bei dieser Gelegenheit kam es zu einer ersten Begegnung in Biskupiec und ausführlichen Gesprächen zwischen Herrn Albrecht, der Schulleiterin Frau Zarosa und dem Vorsitzenden des Gymnasiums, Herrn Pfarrer Wieslaw Badura.

Im Gegenzug waren dann drei Lehrkräfte aus dem Biskupiecer Gymnasium im Frühjahr 2003 privat zu Gast bei Herrn Albrecht in seinem Domizil in Meerbusch, wo weitere Einzelheiten des geplanten Schüleraustausches und der Schulpartnerschaft besprochen wurden. Bei diesen Gesprächen einigte man sich, dass zunächst Schüler aus Biskupiec zu Gast in Knechtsteden sein sollten.

Zwischenzeitlich wurden viele Schreiben und Informationen ausgetauscht. Hier gebührt in erster Linie Herrn Bernhard Zuralski Lob und Anerkennung. Da er sehr gut die polnische Sprache beherrscht, übersetzte er die Schreiben vom Deutschen ins Polnische und umgekehrt, faxte sie nach Biskupiec und hielt während der ganzen Phase engen Kontakt zum dortigen Gymnasium.

Wenn auch das Größenverhältnis der beiden Gymnasien etwas auseinander klafft (Biskupiec hat zur Zeit gerade einmal 136 Schüler, das St.-Norbert-Gymnasium immerhin 1.250 Schüler), war es dann endlich am 21. September 2003 soweit. 21 Schüler des Biskupiecer Gymnasiums reisten in Begleitung ihres Geschichtslehrers, Herrn Szczyglak und seiner Schwester, Frau Monika Szczyglak, die als Dolmetscherin fungierte, per Linienbus aus Biskupiec an. Die Direktorin, Frau mgr. Anna Zarosa konnte leider aus gesundheitlichen Gründen nicht mitkommen. Dafür kam aber einen Tag später Herr Pfarrer Wieslaw Badura mit seinem PKW, der sich dann der Gruppe anschloß und bei den Patres im Kloster Knechtsteden untergebracht war.

Nach 22-stündiger Busfahrt wurden die Biskupiecer Schüler gleich von ihren Gasteltern am Bahnhof Dormagen in Empfang genommen. An den folgenden Tagen wartete dann ein umfangreiches Programm auf die Schüler aus Biskupiec mit ihren gastgebenden Schülern aus Dormagen und Umgebung. Am Montag, dem 22. 09. stand zunächst gemeinsamer Schul- und Sportunterricht auf dem Programm. An den folgenden Tagen wurde das Haus der "Deutschen Geschichte" in Bonn mit einer Führung in deutscher und in polnischer Sprache, der "Drachenfels" bei Königswinter, das Polnische Institut in Düsseldorf, der Fernsehturm in Düsseldorf und der Besuch des historischen Städtchens Zons am Rhein besucht.Besuch eines Altstadtlokals Ein Besuch der Düssedorfer Altstadt mit anschließendem Einkaufsbummel rundeten das Prorgamm ab. Am Freitag, dem 26. September verabschiedete sich das St. Norbert-Gymnasium von seinen Gastschülern mit einem gemeinsamen Frühstück, zu dem die Gasteltern und die gastgebenden Schüler ebenfalls eingeladen waren.

Alle, sowohl deutsche als auch polnische Schüler waren von diesen Tagen der gemeinsamen Begegnung sehr gegeistert. Viele Freundschaften wurden geschlossen und Einladungen nach Bischofsburg, auch an die Gasteltern ausgesprochen. Verständigungsschwierigkeiten unter den Schülern gab es nicht, sie verständigten sich ohnehin meist in Englisch, teilweise aber auch in Deutsch oder in Polnisch. Einziger Nachteil war die knappe Zeit. Durch das volle Programm hatten die Gasteltern kaum Gelegenheit mit den Schülern aus Biskupiec noch privat etwas zu unternehmen. Herr Albrecht hatte zwar Frau Zarosa gebeten, den Schülern wenigstens eine ganze Woche für Dormagen zu geben, damit ausreichend Zeit auch für private Dinge blieb, Frau Zarosa jedoch legte Wert darauf, dass die Schüler ab dem 29.09. wieder am normalen Schulunterricht in Biskupiec teilnehmen sollten.Gruppenbild

Am 26.09. gegen 12:30 Uhr bestiegen dann die Biskupiecer Schüler nach herzlichen Verabschiedungsritualen wiederum den Linienbus, um in einer 22-stündgen Reise die Rückfahrt nach Bischofsburg anzutreten.Ein Gegenbesuch der Schüler des St. Norbert-Gymnasiums in Biskupiec ist für die Zeit vom 17. Juni bis zum 25. Juni 2004 vorgesehen. Auf dem Programm stehen dann die Schulabschlußfeierlichkeiten in Biskupiec, an dem die deutschen Schüler teilnehmen werden. Ferner ist der Besuch der Marienburg, der Stadt Elbing und eine Fahrt auf der "Schiefen Ebene", dem Oberlandkanal geplant.Bei einem gemeinsamen Gespräch mit Herrn Albrecht, Herrn Pfarrer Badura, Herrn Szczyglak und seiner Schwester Monika, bei dem ich auch zugegen war, wurde festgelegt, das jeweils im Juni vor den großen Schulferien in Polen Schüler aus Dormagen nach Biskupiec fahren und im September dann im Gegenzug Schüler des kath. Gymnasiums aus Biskupiec nach Dormagen kommen werden.

Schülerberichte

Bericht der Schülerin Ulrike Mölder aus Dormagen:

Vor einiger Zeit machte sich eine mutige Gruppe von 21 Schülern mit Lehrern auf, ein neues, unbekanntes Land zu erkunden... Dieses Land hat den Namen Polen und um das Land genauer zu beschreiben: viiiiiel Wald, viiiiiel Regen und gaaaanz viele Seen. Wir fuhren nach Biskupiec im wunderschönen Landstrich Ermland und Masuren. Nachdem die polnischen Schüler des katholischen Lyzeums uns mit ihrem Besuch in Deutschland erfreut haben, waren wir nun an der Reihe.Schwer mit Gepäck beladen stiegen wir in den ICE nach Berlin. Weiter ging es über Poznan nach Olsztyn. Von Allenstein, welches der deutsche Namen für diese Stadt ist, ging es dann nach Biskupiec,oder Bischofsburg, wo unsere Austauschschüler wohnen.

Der erste Tag:
Auf dem Programm standen ein gemeinsames Frühstück in der Schule, danach eine Führung durch das Rathaus mit anschliessendem Gespräch beim Bürgermeister dieser kleinen Stadt. Der Bürgermeister erschien uns allen sehr sympathisch. Anschliessend brachen wir zu einer Tour durch Bischofsburg auf. Der restliche Tag war zur freien Beschäftigung ohne Programm vorgesehen. So kam es, dass sich die meisten Schüler glücklich um 20 Uhr im Gay-Pub, einer einheimischen populären Kneipe, trafen.

Der zweite Tag:
Eine Fahradtour war geplant worden. Diese führte 40 km durch eine sehr bergige, aber wunderbare Landschaft. Bei dieser Tour haben wir einen wunderschönen See gefunden, an dem wir Rast machten. Abends trafen sich einige von uns in einem Schrebergarten zum gemeinsamen Grillen. So klang dieser Tag entspannt mit einem Lagerfeuer und Gittarrenmusik aus.

Der dritte Tag:
Tja, dieser verregnete Freitag! Wir trafen uns am Bahnhof und fuhren mit dem Zug nach Olsztyn. Für diese Strecke benötigten wir eine gute Stunde. Das hatte mehrere Gründe, unter anderem das Schrittempo des Zuges und sein häufiges Tuten, nach welchem wir in der Regel noch langsamer gefahren sind als sonst. Später habe ich dann herausgefunden, dass dieses Tuten den nächsten Bahnhof warnte, dass ein Zug einfährt, so etwas wie Funk gibt es anscheinnend nicht. Dann machten wir uns auf den Weg in die Altstadt, wo wir ein paar Ausführungen zu wichtigen Sehenswürdigkeiten von dem polnischen Lehrer genossen. Anschliessend besichtigten wir die alte Burg mit grosser Vergangenheit. So war diese Burg unter anderem der Sitz des Astronomen Kopernikus, der dort seine Studien durchführte. Abends liessen wir den Tag wieder einmal gemütlich im Gay-Pub ausklingen.

Der vierte Tag:
Eine Kanutour war geplant. Mit dem Bus ging es zum Fluss. Die längere Fahrt war etwas abenteuerlich, da der Busfahrer ein flottes Tempo drauf hatte und die polnischen Landstrassen nicht schlaglochfrei sind. An der Bootseinstiegstelle ging es in Zweier-Gruppen los. Ein Highlight war der Crash von Hannah und Baschka mit einigen unschuldigen Schwänen und deren Babys oder das ständige Filmen von Lukasch, wodurch sein Kanu immer dann führungslos in das Schilf donnerte. Man kann sagen, dass diese Tour ausnahmslos jedem von uns gefallen hat. Tja, mittlerweile hatten wir auch schon den Samstag und wollten mal das richtige polnische Nachtleben kennenlernen. Also ging ein Teil von uns in die Disko.

Der fünfte Tag:
Der Sonntag stand zur freien Verfügung für unsere polnischen Gastfamilien. Es gab unter anderem Ausflüge zum nahen Dadajsee und in kleine Cafe's oder Restaurants der Umgebung. Abends trafen sich viele wieder im Gay-Pub, der mittlerweile zu unserem zweiten Zuhause geworden war.

Der sechste und letzte Tag:
Am Montag machten wir einige Rundfahrten mit dem Bus. Leider schlug der Dauerregen uns aufs Gemüt. Wir besuchten unter anderem die Wahlfahrtsstätte "Heilige Linde" , oder auf Polnisch "Swieta Lipka", wo wir an einem Gottesdiest teilnahmen. Danach gab es noch eine Präsentation der beweglichen Orgel, die unter anderem das "Ave Maria" spielte. Die beweglichen Figuren schienen die mit Menschen überfüllte Kirche zu begeistern. Danach ging es weiter zur Wolfsschanze, Hitlers Hauptquartier im Osten, und wo auch das Attentat des Grafen Stauffenberg durchgeführt wurde und fehlgeschlagen war. Wir wurden etwas durch die Schilder, die am Wegesrand standen, erschreckt:" Nicht den Weg verlassen, Lebensgefahr, hier liegen Minen". Abend gab es dann ein Buffet in der Schule, mit einer Disko. Die DJs schafften es sogar die deutschen Schüler auf die Tanzfläche zu locken, wo dann gemütlich das Tanzbein geschwungen wurde. Auch die polnischen traditionellen Tänze wurden von den Deutschen zum Teil mit grosser Begeisterung nachgetanzt.Insgesamt kann man sagen, dass es ein wirklich schöner Abschlussabend war und dass die Schule sich wirklich alle Mühe gegeben hatte, damit wir uns wohlfühlten.

Als abschliessendes Fazit kann man sagen, dass es uns ausnahmslos allen sehr gut gefallen hat und die polnische Gastfreunlichkeit wirklich unglaublich ist. Wir wurden mit allem umsorgt und fühlten uns rundum willkommen. Es war eine schöne Woche und eine sehr interessante neue Lebenserfahrung.

Bericht des Schülers Timo Kersten aus Dormagen:

An unserem letzten Tag in Polen, unternahmen wir eine Busfahrt in die Umgebung von Biskupiec, um die Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Wir besuchten unter anderem den Wallfahrtsort zur Heiligen Linde, die Burg Reszel und das ehemalige Führerhauptqurtier Adolf Hitlers, die Wolfsschanze.

Diese jetzige Ruine liegt mitten im Wald zwischen mehreren Seen und war über Luft-,Bahn- und Strassenwege zu erreichen. Hitler verbrachte ca. vier Jahre in diesem 2,5 qkm grossen Hauptquartier, wo am 20 Juli 1944 auch das von Stauffenberg missglückte Attentat stattfand. Hitler führte seinen Krieg zum grössten Teil von diesem streng geheimen Hauptquartier aus. Die Wolfsschanze war so eingerichtet, dass sie sich selbst versorgen konnte. Darüber hinaus war sie mit allen damals möglichen Sicherheitsvorkehrungen bestückt. Man hatte einen Minengürtel mit ca. 55000 Minen ausgelegt, es wurden den Jahreszeiten entsprechende Tarnnetze gespannt, es gab Luftschutzbunker mit 6-8 Meter dicken Wänden und Decken und natürlich zur Abwehr Flagstellungen.Am 24. Januar 1945 sprengten die Deutschen die Wolfsschanze bei ihrem Rückzug vor der russischen Armee, so dass heute fast nur noch Trümmer vorhanden sind.

Wir besichtigten unter anderem das Denkmal, das an das missglückte Attentat erinnerte, und informierten uns in einem noch intaktem Verwaltungsgebäude über die Hintergründe und Grössenordnungen dieser komplexen Anlage. Als wir zum Bus zurückkamen, war die Stimmung gedrückt. Dies kam aber bestimmt nicht nur von dem starken Regen, der uns ständig begleitete. Auch die dicken Reste von Bunkerwänden und -decken trugen in Verbindung mit dem vermittelten Geschichtsbewusstsein zur Stimmung bei.

Bericht der Schülerin Malgorzata aus Biskupiec:

Im Schuljahr 2003/2004 haben wir, eine Gruppe der älteren Schüler des Katholischen Gymnasiums in Biskupiec, an einem Partneraustausch mit dem Katholischen Norbert Gymnasium Knechtsteden in Dormagen in Deutschland teilgenommen.

Es wurde eine Reise nach Deutschland durchgeführt, um dort das tägliche Leben unserer deutschen Altersgenossen kennen zu lernen, die dortige Schule zu besichtigen und die Schulprogramme zu vergleichen. Wir hatten auch die Gelegenheit einen Teil des Landes Nordrhein-Westfallen zu besuchen - die Umgebung der Schule von Dormagen am Rhein, Köln, Bonn, Zons und Düsseldorf.

Unsere Beobachtungen bestätigten die Erkenntnis: Reisen erweitert die Horizonte ! Wir haben interessante Menschen kennengelernt, unsere deutschen Sprachkenntnisse verfestigt, aber vor allem haben wir unsere immer noch vorhandenen Komplexe überwunden.

Dank der Unterstützung der Eltern und der Lehrerschaft auf beiden Seiten, kam es dann zum Gegenbesuch der Schüler vom Norbert Gymnasium in unserer Schule in Biskupiec.

Wir haben uns auf diesen Besuch unserer Freunde sehr gründlich vorbereitet, um die schönsten Ecken von Ermland und Masuren zu zeigen und zugleich die historischen Orte dieses Landes zu besuchen. Damit waren dann auch solche Attraktionen verbunden wie Stakerfahrt auf der Krutinna in der Johannisburger Heide, Busfahrten nach Rößel und zur Wolfsschanze in Rastenburg, sowie Fahradtouren durch die Natur unserer Seenlandschaft.Am meisten aufregend war die Zeit der Erwartung auf unsere deutschen Gäste, sie übertraf die Spannung vor der Zeugnisvergabe des auslaufenden Schuljahres. Es war für uns der schwierigste Test unserer Selbständigkeit, den wir bestehen mussten. Schwierigster, weil es sich um Gastfreundschaft, Kultur und Verantwortung handelte.

DerAustausch war für uns eine Herausforderung nicht nur der Sprachverständigung wegen, aber aus vielen anderen Gründen. Uns wurde die Betreung anvertraut, aber auch das, was das Wichtigste war - die Beseitigung der Vorurteile. Es war keine einfache Zeit für uns, besonders desswegen, da unsere Erzieher immer neue Anforderungen an uns stellten. Aber es war wichtig für uns und unsere deutschen Altersgenossen, denn wir haben vieles gelernt und neue Erkenntnisse gewonnen. Wichtigste Erkenntnis ist aber, dass wir, die junge Generation, uns um die Beendigung der alten Zwiste kümmern und die Erkenntnis der Verbundenheit aller Bürger in vielen Ländern Europas fördern sollten.

Reinhard Plehn im Februar 2004

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